Die Fliessgeschwindigkeiten
Die wissenschaftliche Erkenntnis, "Wer abends gesoffen hat kann morgens auch arbeiten", ist quatsch! Man kann morgens auch nicht fliegen, wenn man abends gevögelt hat.
Bell On A Rip - 2007/07/16 16:14
etwas intellektuell zu verstehen, ist die eine sache. persönliches verständnis für dieses etwas aufzubringen, ist auch eine sache, eine sehr gute und wichtige. persönlich mitbetroffen zu sein, weil man ganz nah dran ist und das, wofür man verständnis aufbringt, nur ansehen kann und außer aufmerksam zuzuhören und zu sprechen nicht viel tun kann, ist etwas anderes: es fordert viel geduld und zeit, die sich lohnt, sie einzusetzen, aber zeitgleich nutzen die, die nur benutzen, für sich genau diesen zeitvorteil, um ihr benutzen erneut liebevoll zu maskieren, nur um später wiederholt die maske, mit der sie die benutzten einnebeln, fallen zu lassen.
Bell On A Rip - 2007/07/11 02:26
auf jeden fall, denn wenn ich mich bei mir wohlfühle, weil ich mich vom scheitel bis zur sohle akzeptiere, kann ich dem anderen die ganze breite und vielfalt meiner persönlichkeit bieten, ohne bei ihm etwas suchen zu müssen, von dem ich meine, daß ich es zu meiner vervollständigung bräuchte. (z. bsp. die sucht nach dem anderen.)
auch "verzehrt" man sich nicht gegenseitig, sondern beläßt sich vollständig, was begegnungen weiter öffnet.
dieser berühmt-berüchtigte gedanke oder ausspruch "ich verzehre mich nach Dir", so schön er auch klingt, erweist sich in der realität gelegentlich als alles andere als romantisch. er weist eher auf ein 'zu wenig bei sich selbst sein' hin bzw. darauf, bei sich selbst nicht genügend zu finden und es im anderen zu finden glaubt. letzteres aber wäre nicht hingabe, die darin bestünde, etwas von sich mit hin- oder einzubringen, sondern selbstaufgabe.
Bell On A Rip - 2007/07/10 01:15
>>> jacques lacan tritt auf & die sonne geht auf ! :-)
Bell On A Rip - 2007/07/05 21:16
wenn wir nicht unter anderem die "theorien" des behaviorismus, namentlich die, nach der aggression reflexartig erlernt werde, verwerfen und statt dessen die funktion des sozialcharakters, die darin liegt, die menschen in der gesellschaft zu ermutigen, aus einem existenzbildenden gefühl von freiheit das gesellschaftlich notwendige zu tun, nicht, zunächst grundlegend und sodann permanent, analysieren, werden wir den fortbestand der gesellschaft und gleichsam der welt, wie ursache und wirkung etwa der drohenden klimakatastrophe vor augen führen, nicht sichern helfen, weil die bestrebungen des triebhaften charakters sich weiterhin "reflexartig" in genau dem vom behaviorismus nicht anerkennbaren konflikt mit den repressiven gesellschaftsstrukturen aufhalten werden, der dem wandel für einen fortbestand entgegensteht, amen!
Bell On A Rip - 2007/02/26 09:30
weg ist nicht weg, also wenn man sich beim perlentauchen kraftvoll die nase zuhält, dringt das wasser in diese sicher nicht mehr ein. die wasserscheue nase wäre befriedet, aber sie ist es ja nicht allein, die taucht.
im übrigen gibt das wasser nicht auf, nutzt jeden moment der
zuhalteschwäche des zu~haltenden,
seinen weg in dessen nase zu finden. wie z. bsp. ein(e) liebhaberIn! :-) oder nein, das ist ja die perle bzw. der perlerich. eher wie schwiegereltern, die in eine ehe hineinheiraten.
Bell On A Rip - 2007/02/11 18:35
die reibungsenergie, die entsteht, wenn die kinder über den tisch gezogen werden, ist es, die ihnen von den eltern als nestwärme verkauft wird.
Bell On A Rip - 2007/02/10 15:57
"so ist er also verurteilt, auf der erde der bloß entsetzte betrachter seiner eigenen vergangenheit zu bleiben."
Bell On A Rip - 2006/12/11 14:14
Im Moment, da man nach Sinn und Wert des Lebens fragt, ist man krank, denn beides gibt es ja in objektiver Weise nicht; man hat nur eingestanden, daß man einen Vorrat von unbefriedigter Libido hat, und irgend etwas anderes muß damit vorgefallen sein, eine Art Gärung, die zur Trauer und Depression führt. Großartig sind meine Aufklärungen gewiß nicht. Vielleicht weil ich selbst zu pessimistisch bin. Mir geht ein 'advertisement' im Kopf herum, das ich für das kühnste und gelungenste Stück amerikanischer Reklame halte:
"Why live, if you can be buried for ten Dollars?"
Bell On A Rip - 2006/10/04 17:39
der philosoph und kulturwissenschaftler peter sloterdijk analysiert in
seinem neuen buch "zorn und zeit" die geschichte der westlichen kultur unter dem aspekt des zerstörerischen triebs. seine zentrale these: der zorn ist die eigentliche triebfeder der geschichte.
ein theoretischer coup sloterdijks ist die korrektur der psychoanalytischen
lehre von eros und thanatos: den todestrieb dekonstruiert er als spätes,
zweifelhaftes "zusatzkonstrukt" zum eros. er kritisiert, dass die psychoanalyse das psychische spannungsfeld des menschen ebenso halbherzig wie einseitig erotologisch beschrieb, den menschen als "hampelmann der liebe" erscheinen ließ. dem eros setzt er nun gleichberechtigt den "thymós", an die seite - thymós heißt das organ, das die griechen für die zornige aufwallung verantwortlich machten.
sloterdijk beschreibt aufgrund dieser konstellation nun die großen
"zorninstitutionen" der westlichen geschichte. dabei mag es manch einem als anstößig erscheinen, daß er die monotheistischen religionen judentum,
christentum und islam in eine reihe mit den zorn-ideologien der aufklärung stellt (dem freiheitskult der französischen revolution, der zur
dauerbenutzung der guillotine führte, und dem eroberungsfuror Napoleons), sowie den zorn-systemen des 20. "jahrhunderts der extreme". aber sloterdijk setzt hier nicht nur brillant nietzsches "ressentiment"-kritik fort, also die (psychologische) kritik einer krankhaft-gekränkten geisteshaltung, aus der die metaphysischen und post-metaphysischen ideologien hervorgingen - aus beleidigtem, chronisch gewordenen "hass gegen das leben" oder eben gegen konstruierte feinde. darüber hinaus analysiert er subtil die (politisch) organisierten und geschichtlich "scharfgemachten zornverwaltungen", also die konkret historischen erscheinungsformen des zorns, die jeweils ihre feinde als klasse oder rasse definierten.
lest die rezension von marius meller in der
>>> buchkritik des deutschlandradios kultur
Bell On A Rip - 2006/09/20 17:31