Die Fliessgeschwindigkeiten
Bell On A Rip - 2007/08/29 06:30
Wenn etwas eindeutig ist in Zulawskis "Wichtig ist nur die Liebe" (wie der Film im Original heißt), dann ist es der Unterschied zwischen der Anfangs- und der Schlussszene dieses 1975 inszenierten Films. In der ersten Szene sehen wir die erfolglose Schauspielerin Nadine (Romy Schneider) auf einem Kollegen, der mit Kunstblut übergossen ist, sitzend. Nadine ist Hauptdarstellerin in einem dieser billigen Pornos. Die Anweisungen der Regisseurin sind eindeutig: Sie soll dem halbtoten Darsteller ihre Liebe gestehen und es mit ihm treiben. Nadine kann nicht. Die Worte kommen ihr nur schwer aus dem Mund. Sie verweigert sich diesem ekelhaften Spiel. In der Schlussszene des Films kniet Nadine vor dem Fotoreporter Servais (Fabio Testi), der zusammengeschlagen wurde und blutüberströmt im Eingang seiner Wohnung liegt. Nadine streichelt seinen Kopf an haucht leise, sie liebe ihn.
Servais muss Schulden abbezahlen an einen gewissen Mazelli (Claude Dauphin), dem es egal ist, mit was er Geld macht. Er macht es vor allem mit Sexfotos, und Servais fotografiert angewidert für Mazelli. So gelangt er zu den Filmaufnahmen und zu Nadine. Ohne Erlaubnis fotografiert er Nadine, auf ihrem Kollegen sitzend, wird hinausgeschmissen - und taucht am nächsten Tag bei Nadine zu Hause auf, um von ihr angeblich Fotos für eine Illustrierte zu machen. Nadine lebt seit sechs Jahren mit ihrem Mann Jacques (Jacques Dutronc) zusammen.
"Wenn ich Sie frage, ob
wir uns irgendwann mal
sehen können, setzen Sie mich
dann sofort vor die Tür?"
"Sofort ... Wann?"
"Morgen in St. Germain um vier,
einverstanden?"
"Hier um drei Uhr. Einverstanden?
... Gut."
>>> hier läuft's weiter ...
Bell On A Rip - 2007/08/27 19:09
"Der Tango hat mit der Beziehung zwischen Mann und Frau zu tun. Da fließen Tango und Psychoanalyse ineinander über. Auf beiden Gebieten existiert etwas, das unfaßbar bleibt. Denn der Tango besitzt dieselbe Struktur, die Lacan beschreibt. Nie wird es erfüllt, immer bleibt es Phantasie und Stimulanz."
(Manuel Andújar.)
Bell On A Rip - 2007/08/19 20:30
wer ungefragt mit einem anderen spielen will oder sich in der trügerischen hoffnung wähnt, es zu können, hat schon verloren, ehe er das spiel beginnt, denn er hätte den
- nicht für den anderen, aber für sich selbst -
äußerst schwerwiegenden fehler begangen,
sich selbst
nicht die frage beantwortet und
sich selbst
einen vernünftigen grund geliefert zu haben, warum
der andere
spielen wolle.
>>> nude tango
Bell On A Rip - 2007/08/19 15:47
... und wie ist es so in solch einer virtuellen selbst"hilfe"gruppe?
nun, ziehe sämtliches personal in einer psychiatrischen klinik ab, warte ein paar tage (auf der borderlinestation genügen ein paar sekunden), und du wirst eine ungefähre vorstellung davon bekommen. ;-)
***
ich darf mit hinreichender sicherheit sagen, daß aus virtuellen psychiatrischen selbsthilfegruppen, sofern sie nicht professionell betreut werden, fast regelmäßig gruppen mit gegenseitigem selbstzerstörungspotential der mitglieder untereinander werden, in denen, von den gruppenmitgliedern fatalerweise nicht wahrnehmbar, wechselseitig destruktive verhaltensmuster nicht nur aufrechterhalten, sondern oft sogar erheblich verstärkt werden.
solche gruppen stellen in erster linie für in ihrer beziehungsfähigkeit beeinträchtigte ein, sich prognostisch höchst ungünstig auswirkendes, potentielles risiko da und sollten von diesen gemieden werden.
sie können aus professioneller sicht nicht empfohlen werden.
***
krisen, die eigentlich in diesen gruppen mit zu bewältigen gesucht wird, können ebendort ihre, auch verdeckte, nicht offen erkennbare ursache haben, insbesondere, wenn normale soziale zusammenhänge und die sich daraus ergebende zwischenmenschliche kommunikation durch immer mehr innerhalb dieser gruppen stattfindende substituiert wird, deren stellenwert sich, gleichsam symptomatisch, überhöht.
immer wieder, mitunter nahezu erschreckend zu beobachten sind hierbei die mehr oder weniger stark eingeschränkte fähigkeit zu selbstreflexion, empathie und abstraktion.
Bell On A Rip - 2007/08/19 07:38
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Bell On A Rip - 2007/08/17 12:59
... gerne mal eine frage!
von den möglichkeiten, eine an sich selbst gerichtete frage zu verstehen.
z. bsp. "warum ist dir DAS wichtig?"
kann ich als vorwurf selbstauffassen, etwa in dem sinne, daß mir vermittels dieser frage mitgeteilt würde, DAS sei unwichtig und ich sei vollkommen bescheuert, ES für wichtig zu be-finden.
(vielleicht findet mich ja gar nicht der fragende bescheuert, sondern ich mich selbst, wenn ich mich gezwungen sehe, seine frage SO selbstaufzufassen.)
oder aber, ich fasse die frage so auf, daß jemand wissen möchte,
ja, eben
warum mir DAS wichtig ist! :-)
Bell On A Rip - 2007/08/04 17:11
literaturempfehlung:
walter van rossum
simone de beauvoir und jean-paul sartre
berlin, 1998
das leben ist eine baustelle - und die liebe auch. wer das nicht erträgt, braucht nicht weiterzulesen. hier geht es um die geschichte zweier menschen, die versucht haben, auf dem schotter der ungewißheiten ein reich der verbindlichkeiten zu errichten. es war nicht immer leicht und ist nicht immer gelungen. so ist das in zeiten, wo jedes leben zum selbstversuch wird.
simone de beauvoir und jean-paul sartre haben über die wonnen und schrecken der ungewißheit - ihr deckname ist: freiheit - nicht nur ein leben lang geschrieben, sie haben sie sich auch zur alltäglichen herausforderung gemacht. beides - die kunst der schrift und die des lebens - wirft man ihnen heute vor. das liegt nicht an ihnen, sondern an uns: den in die jahre gekommenen kindern, die wir gelassen den diversen apokalyptischen angeboten entgegensehen und gleichzeitig ein so radikal revolutionäres unternehmen wie die orthographiereform als gefährdung innerster bestände wahrnehmen.
simone de beauvoir und sartre haben versucht, denkend und schreibend betretbare welten zu schaffen. sie haben sich deshalb weder um universitäre leichenhallen noch um künstlerische glasperlenspiele geschert. über die akademischen und ästhetischen stilideale, besonders in frankreich, haben sie gelächelt. nicht zuletzt durch ihren politischen widerstand haben sie einen haß erregt, der vor allem von ahnungslosigkeit genährt wird. einen haß, der schon zu ihren lebzeiten im schatten ihres stets problematischen ruhms lauerte und sich von zeit zu zeit entlud. schließlich und endlich haben sie es gewagt, unsere plumpeste und teuerste glücksphantasie, die bestehende liebesordnung, grundsätzlich in frage zu stellen. es gibt kaum einen dreck, den man ihnen deshalb nicht angedichtet hätte. inzwischen können wir weiter den instruktionen der schlager folgen und die kosten dafür beim therapeuten entrichten.
aber es geht hier nicht um die geschichte ihrer skandale, sondern um den skandal einer außergewöhnlichen glückssuche. das heißt natürlich nicht, daß der weg immer glücklich gewesen wäre. er war manchmal hart und gepflastert und sogar abschüssig. allerdings hatten jean-paul sartre und simone de beauvoir eine beziehung, die nicht nur fünfzig jahre lang währte, sondern auch fünfzig jahre lang eine dichte hielt, an der unsere ganz normale beziehungsspießerei verzweifeln muß.
wer bietet mehr?
wer wirft den ersten stein?
* * * * *
im alter von dreiundzwanzig jahren schlossen simone de beauvoir und jean-paul sartre ihren legendären "pakt" - das antibürgerliche beziehungsexperiment zweier gleichberechtigter partner, die stets für andere erfahrungen offen bleiben, sich aber immer die wahrheit sagen wollten. eine einzigartige freundschaft voller höhen und tiefen, nicht ohne kompromisse ...
Bell On A Rip - 2007/08/03 10:27
als ob ausgerechnet ich mir noch irgendetwas beweisen müßte, multipliziert mit drei; irre, irgendwie, aber mein kopfschütteln über mich hält sich in grenzen, weil vertretbar, und ist eher mit einem touch selbstsympathie angereichert, und, nun ja, wenn es letztlich anspannungen löst & dem kreativen denken dient, und das tut es wohl,
einleitend mit diesem artikel zu einem möglicherweise beachtenswert werden wollenden thema:
So genossen sie, jean paul und simone, - nach eigenen Aussagen - „die Vorteile des Lebens zu zweit und keine seiner Unannehmlichkeiten“.
>>> zu mir zu dir? oder
Bell On A Rip - 2007/07/30 08:33
jede destruktion in den gedanken befeuern,
sie so in pure lust überführen
Bell On A Rip - 2007/07/18 17:05