virtuell: start eines resumés
mit idealismus und metaphysik kommt man im internet am leichtesten durch, denn man kann dann soviel unsinn zusammenschwatzen wie man nur will, ohne sich auf die objektive realität stützen zu müssen und ohne der prüfung durch diese unterworfen zu sein.
unternimmt man keine anstrengungen, dann wird man in idealismus und metaphysik abgleiten.
worte des vorsitzenden, transferiert
***
zur einführung in begriffe wie maskierungsthese, genderswapping etc. lege ich u. a. besonders die veröffentlichungen von >>> nicola döring ans herz, z. bsp.
"identität + internet = virtuelle identität?"
hier ein kurzer auszug:
Wir sprechen von virtuellen Identitäten wenn es darum geht, wie Menschen sich selbst präsentieren, wenn sie computervermittelt (also etwa per Email, Chat, Mailingliste, Newsgroup oder Webpage) miteinander kommunizieren. Die Bewertung virtueller Identitäten ist äußerst kontrovers ...
Virtuelle Identitäten als Scheinidentitäten
... Im Netz, so wird argumentiert, sind alle Beteiligten anonym und unsichtbar, so dass sie in beliebige und immer neue Rollen schlüpfen können, die mit
ihrem Verhalten und Aussehen im Alltag außerhalb des Netzes nur wenig zu tun haben. ...
... Sich eine virtuelle Identität zuzulegen, die gängigen Attraktivitätsnormen entspricht, ist dabei eine Form der selbstidealisierenden Maskierung, die beispielsweise auch aus Kontaktanzeigen bekannt ist. Mehr Schein als Sein, lautet hier das Motto. Neben einer Idealisierung der eigenen körperbezogenen oder
beruflichen Identität ist auch ein radikaler Rollenwechsel im Netz verbreitet. So mag man sich im angestammten Netzforum als unbedarfter Neuling ausgeben, um zu erfahren, wie sich die eigenen Cyberfreunde oder Cybergeliebten dann verhalten. Eine solche virtuelle Verstellung ermöglicht ganz neue Varianten des Ausspionierens und der Intrige.
Die meistdiskutierte Form des Rollenwechsels im Netz ist der Geschlechtertausch. Beim so genannten Gender-Switching oder Gender-Swapping (Bruckman, 1993) geben Männer sich als Frauen aus - und umgekehrt. Gerüchten zufolge sind in manchen Netzforen rund 80% der unter weiblichem Namen agierenden Personen in Wirklichkeit gar keine Frauen, sondern Männer. Heterosexuelle Netznutzer, die eine interessante Frauenbekanntschaft machen, müssen also fürchten, einem Schwindel (im Netzjargon: Fake) zum Opfer zu fallen, der möglicherweise erst enthüllt wird, nachdem die Interaktion bereits eine romantische und/oder erotische
Wendung genommen hat.
Zwischenmenschliche Enttäuschungen
Tatsächlich existieren eine Reihe von persönlichen Erfahrungsberichten zu mehr oder weniger tragischen Fällen der Identitätstäuschung im Netz. Besonderes Aufsehen erregen hier üblicherweise Berichte über Online-Romanzen (Döring, 2000a), bei denen sich erst nach Wochen oder Monaten herausstellt, dass das begehrte Gegenüber im realen Leben hinsichtlich Aussehen, Alter, Geschlecht Wohnort, Familienverhältnissen, Beruf, Vermögen oder Hobbys mit der im Netz dargestellten Identität nicht viel gemeinsam hat (siehe für zwei Fallbeschreibungen Rheingold, 1994, S. 20ff., S. 204f.).
Im Zuge starken emotionalen Engagements auf einen fundamentalen Identitätsschwindel hereinzufallen, ist meist eine sehr belastende und schmerzliche Erfahrung. Eine Reihe von Äußerungen auf der von einer Betroffenen betriebenen Selbsthilfe-Website Saferdating (http://www.saferdating.com/) illustrieren dies. ...
Kriminalität
Identitätstäuschung im Netz ist also ein ernstzunehmendes interpersonales Problem, das bei den Betroffenen etwa mit Verletzung, Beschämung, Vertrauensverlust und Selbstzweifeln einhergeht. Da das Spektrum der Motive der Täuschenden jedoch bis in den kriminellen Bereich verläuft ist der Umgang mit virtuellen Identitäten auch als ein gesellschaftliches Problem anzusehen. Alarmiert reagiert die Öffentlichkeit etwa auf Berichte, denen gemäß Erwachsene sich im Chat als Kinder oder Jugendliche ausgeben, um "Gleichaltrige" kennen zu lernen und diese womöglich sexuell auszubeuten ...
... Ob "Tim" wirklich 14 oder nicht vielleicht 51 Jahre alt ist lässt sich anhand der Chat-Kommunikation nicht feststellen (vgl. Durkin, 1997). Denn in Chat-Foren sind die Beteiligten nur durch ihre selbstgewählten Namen (im Netzjargon: Nicknames, Screennames, Handles) für die anderen sichtbar. Personenmerkmale, die in Face-to-Face-Situationen recht offensichtlich sind (wie etwa Alter, Hautfarbe oder Schichtzugehörigkeit), können beim textbasierten Chat per Selbstauskunft beliebig verändert und vorgetäuscht werden. Damit sind Manipulation, Täuschung und Lüge Tür und Tor geöffnet. In den letzten Jahren sind sogar schon einige Mordfälle bekannt geworden, bei denen das Opfer den Täter im Netz kennen gelernt und sich auf der Basis der dort präsentierten virtuellen Identität zu einem persönlichen Treffen entschlossen hatte: ... http://www.wildxangel.com/
Identitätsprüfung
Eine virtuelle Schein-Identität anzunehmen mag manchmal ein spaßiges Spiel sein, letztlich läuft diese nicht-authentische Kommunikationspraxis aber auf oberflächliche und im Extremfall sogar gefährliche interpersonale Kontakte hinaus. Aus der Perspektive der Selbst-Maskierung wird somit geraten, sich bei der individuellen Lebensgestaltung lieber auf authentische Begegnungen außerhalb des Netzes zu konzentrieren anstatt zu viel Zeit in virtuellen Scheinwelten zu vergeuden.
Wer auf Netzkommunikation nicht völlig verzichten kann, sollte die Identitäts-Präsentationen des Gegenübers stets äußerst kritisch prüfen. Eine solche Identitätsprüfung kann netzimmanent stattfinden, etwa indem man gezielt Fangfragen stellt. Gerade der von vielen heterosexuellen Männern gefürchtete Gender-Switch ihrer Geschlechtsgenossen wird nicht selten in der Weise aufzudecken versucht, dass man etwa die vermeintliche Frau detailliert nach frauenbezogenem Spezialwissen über Wäschegrößen, Monatshygiene, Schwangerschaftsverhütung oder Kosmetik befragt. Ein entsprechender Fragenkatalog wurde etwa von dem Psychologen John Suler (1999) entwickelt.
Noch sicherer ist es aber, die im Netz präsentierten Informationen außerhalb des Netzes zu validieren, indem man sich die private und berufliche Telefonnummer des Gegenübers geben lässt und zurückruft. ...
... Offensichtlich steht der im Netz verbreiteten Maskierungs-Praxis nicht selten eine erschreckende Leichtgläubigkeit gegenüber. Vertreter der Maskierungs-These rufen deswegen Erwachsene und insbesondere Kinder immer wieder zu Skepsis und gesundem Misstrauen auf. Solange man nicht genau wisse, wer hinter der virtuellen Maske steckt, sollte man im Netz persönliche Informationen nicht preisgeben und in Reserve bleiben.
unternimmt man keine anstrengungen, dann wird man in idealismus und metaphysik abgleiten.
worte des vorsitzenden, transferiert
***
zur einführung in begriffe wie maskierungsthese, genderswapping etc. lege ich u. a. besonders die veröffentlichungen von >>> nicola döring ans herz, z. bsp.
"identität + internet = virtuelle identität?"
hier ein kurzer auszug:
Wir sprechen von virtuellen Identitäten wenn es darum geht, wie Menschen sich selbst präsentieren, wenn sie computervermittelt (also etwa per Email, Chat, Mailingliste, Newsgroup oder Webpage) miteinander kommunizieren. Die Bewertung virtueller Identitäten ist äußerst kontrovers ...
Virtuelle Identitäten als Scheinidentitäten
... Im Netz, so wird argumentiert, sind alle Beteiligten anonym und unsichtbar, so dass sie in beliebige und immer neue Rollen schlüpfen können, die mit
ihrem Verhalten und Aussehen im Alltag außerhalb des Netzes nur wenig zu tun haben. ...
... Sich eine virtuelle Identität zuzulegen, die gängigen Attraktivitätsnormen entspricht, ist dabei eine Form der selbstidealisierenden Maskierung, die beispielsweise auch aus Kontaktanzeigen bekannt ist. Mehr Schein als Sein, lautet hier das Motto. Neben einer Idealisierung der eigenen körperbezogenen oder
beruflichen Identität ist auch ein radikaler Rollenwechsel im Netz verbreitet. So mag man sich im angestammten Netzforum als unbedarfter Neuling ausgeben, um zu erfahren, wie sich die eigenen Cyberfreunde oder Cybergeliebten dann verhalten. Eine solche virtuelle Verstellung ermöglicht ganz neue Varianten des Ausspionierens und der Intrige.
Die meistdiskutierte Form des Rollenwechsels im Netz ist der Geschlechtertausch. Beim so genannten Gender-Switching oder Gender-Swapping (Bruckman, 1993) geben Männer sich als Frauen aus - und umgekehrt. Gerüchten zufolge sind in manchen Netzforen rund 80% der unter weiblichem Namen agierenden Personen in Wirklichkeit gar keine Frauen, sondern Männer. Heterosexuelle Netznutzer, die eine interessante Frauenbekanntschaft machen, müssen also fürchten, einem Schwindel (im Netzjargon: Fake) zum Opfer zu fallen, der möglicherweise erst enthüllt wird, nachdem die Interaktion bereits eine romantische und/oder erotische
Wendung genommen hat.
Zwischenmenschliche Enttäuschungen
Tatsächlich existieren eine Reihe von persönlichen Erfahrungsberichten zu mehr oder weniger tragischen Fällen der Identitätstäuschung im Netz. Besonderes Aufsehen erregen hier üblicherweise Berichte über Online-Romanzen (Döring, 2000a), bei denen sich erst nach Wochen oder Monaten herausstellt, dass das begehrte Gegenüber im realen Leben hinsichtlich Aussehen, Alter, Geschlecht Wohnort, Familienverhältnissen, Beruf, Vermögen oder Hobbys mit der im Netz dargestellten Identität nicht viel gemeinsam hat (siehe für zwei Fallbeschreibungen Rheingold, 1994, S. 20ff., S. 204f.).
Im Zuge starken emotionalen Engagements auf einen fundamentalen Identitätsschwindel hereinzufallen, ist meist eine sehr belastende und schmerzliche Erfahrung. Eine Reihe von Äußerungen auf der von einer Betroffenen betriebenen Selbsthilfe-Website Saferdating (http://www.saferdating.com/) illustrieren dies. ...
Kriminalität
Identitätstäuschung im Netz ist also ein ernstzunehmendes interpersonales Problem, das bei den Betroffenen etwa mit Verletzung, Beschämung, Vertrauensverlust und Selbstzweifeln einhergeht. Da das Spektrum der Motive der Täuschenden jedoch bis in den kriminellen Bereich verläuft ist der Umgang mit virtuellen Identitäten auch als ein gesellschaftliches Problem anzusehen. Alarmiert reagiert die Öffentlichkeit etwa auf Berichte, denen gemäß Erwachsene sich im Chat als Kinder oder Jugendliche ausgeben, um "Gleichaltrige" kennen zu lernen und diese womöglich sexuell auszubeuten ...
... Ob "Tim" wirklich 14 oder nicht vielleicht 51 Jahre alt ist lässt sich anhand der Chat-Kommunikation nicht feststellen (vgl. Durkin, 1997). Denn in Chat-Foren sind die Beteiligten nur durch ihre selbstgewählten Namen (im Netzjargon: Nicknames, Screennames, Handles) für die anderen sichtbar. Personenmerkmale, die in Face-to-Face-Situationen recht offensichtlich sind (wie etwa Alter, Hautfarbe oder Schichtzugehörigkeit), können beim textbasierten Chat per Selbstauskunft beliebig verändert und vorgetäuscht werden. Damit sind Manipulation, Täuschung und Lüge Tür und Tor geöffnet. In den letzten Jahren sind sogar schon einige Mordfälle bekannt geworden, bei denen das Opfer den Täter im Netz kennen gelernt und sich auf der Basis der dort präsentierten virtuellen Identität zu einem persönlichen Treffen entschlossen hatte: ... http://www.wildxangel.com/
Identitätsprüfung
Eine virtuelle Schein-Identität anzunehmen mag manchmal ein spaßiges Spiel sein, letztlich läuft diese nicht-authentische Kommunikationspraxis aber auf oberflächliche und im Extremfall sogar gefährliche interpersonale Kontakte hinaus. Aus der Perspektive der Selbst-Maskierung wird somit geraten, sich bei der individuellen Lebensgestaltung lieber auf authentische Begegnungen außerhalb des Netzes zu konzentrieren anstatt zu viel Zeit in virtuellen Scheinwelten zu vergeuden.
Wer auf Netzkommunikation nicht völlig verzichten kann, sollte die Identitäts-Präsentationen des Gegenübers stets äußerst kritisch prüfen. Eine solche Identitätsprüfung kann netzimmanent stattfinden, etwa indem man gezielt Fangfragen stellt. Gerade der von vielen heterosexuellen Männern gefürchtete Gender-Switch ihrer Geschlechtsgenossen wird nicht selten in der Weise aufzudecken versucht, dass man etwa die vermeintliche Frau detailliert nach frauenbezogenem Spezialwissen über Wäschegrößen, Monatshygiene, Schwangerschaftsverhütung oder Kosmetik befragt. Ein entsprechender Fragenkatalog wurde etwa von dem Psychologen John Suler (1999) entwickelt.
Noch sicherer ist es aber, die im Netz präsentierten Informationen außerhalb des Netzes zu validieren, indem man sich die private und berufliche Telefonnummer des Gegenübers geben lässt und zurückruft. ...
... Offensichtlich steht der im Netz verbreiteten Maskierungs-Praxis nicht selten eine erschreckende Leichtgläubigkeit gegenüber. Vertreter der Maskierungs-These rufen deswegen Erwachsene und insbesondere Kinder immer wieder zu Skepsis und gesundem Misstrauen auf. Solange man nicht genau wisse, wer hinter der virtuellen Maske steckt, sollte man im Netz persönliche Informationen nicht preisgeben und in Reserve bleiben.
Bell On A Rip - 2005/07/16 06:48
hm