inge schmitz-feuerhake
Journalisten kennen das: Man ist einer bedrohlichen Sache auf der Spur, einer Sache, von der die Öffentlichkeit dringend Kenntnis haben sollte. Aber dann zuckt die Gewährsperson plötzlich zurück: Das kann ich öffentlich nicht sagen, das kostet mich den Job! Nicht so Inge Schmitz-Feuerhake: Die Physikerin und Mathematikerin hat ihre Freiheit, Kritik zu üben und falsche Sicherheiten anzugreifen, immer über die eigene ökonomische Sicherheit und eine geruhsame Universitätskarriere gestellt.
Anfangs, Mitte der Sechziger, war ihre Doktorarbeit über Dosimetrie von radioaktivem Fallot ein gutes Eintritts-Ticket für die Bremer Universität, die sich selbst als kritisch verstand. Inge Schmitz-Feuerhake erhielt schon bald eine Professur für Strahlendosimetrie, Strahlenrisiko und Medizinphysik. Doch dann fand man seitens der Universitätsverwaltung - vor allem mit Blick auf Drittmittel-Beschaffung - ihre detailliert begründeten Vorbehalte zur Gewichtung nuklearer Risiken unzweckmäßig. Und weil in diesen delikaten Angelegenheiten selten mit offenem Visier gefochten wird, denunzierte man ihre Arbeiten als "nicht wissenschaftlich".
1986 brachte die Katastrophe von Tschernobyl die Beschwichtiger und Verharmloser in die Defensive. Inge Schmitz-Feuerhake und ihre Arbeitsgruppe hatten endlich - für eine gewisse Weile - selbst den beamteten Zeitgeist auf ihrer Seite. Aber die Halbwertzeiten des Vergessens und Verdrängens sind unendlich viel kürzer als die strahlender Materie.
Eine wissenschaftlicher Coup gelang Inge Schmitz-Feuerhake bei der "biologischen Dosimetrie" zum Nachweis geringster Strahlendosen : Chromosomenstörungen in weißen Blutkörperchen werden unter dem Mikroskop ausgezählt. Ihre Methode bewährte sich bei der Untersuchung zweier signifikanter Bevölkerungsgruppen: den Anliegern der ehemaligen Uran-Anreicherungsanlage in Ellweiler/Rheinland und im sogenannten Sittensen-Fall, wo es um auffällige Leukämie-Häufungen bei Kindern ging. Auch hier schlug ihr die übliche Begleitmusik entgegen, die immer dann ertönt, wenn Technologien oder Industrien kritisiert werden, die viel - vor allem Geld - zu verlieren haben. Als es darum ging, die Dauerbelastung von fliegendem Personal zu ermitteln - Untersuchungen für die Inge Schmitz-Feuerhake von der Pilotenvereinigung Cockpit vorgeschlagen wurde - gab es ministerielle Anweisungen, sie von diesen Untersuchungen auszuschließen.
Exemplarisch für ihr wissenschaftliches und menschliches Engagement ist die nun über zehnjährige Suche nach den Ursachen für die Leukämiehäufungen bei Kindern in der Umgebung der Geesthachter Atomanlagen. Ihre bohrenden Analysen haben dazu geführt, daß in Schleswig-Holstein schließlich eine Leukämie-Kommission eingesetzt wurde. Als Inge Schmitz-Feuerhake auf die Idee kam, Staub auf Dachböden zu untersuchen und dabei Spaltprodukte in Proportionen fand, die weder durch Tschernobyl noch durch Atomtests in den Sechziger Jahren zu erklären waren, wurde sie von Kollegen und den Medien lächerlich gemacht.
Ingrid Schmitz-Feuerhakes Lebenswerk ist nicht nur ihre wissenschaftliche Leistung bei der Erforschung von Langzeiteffekten im Niedrigstrahlungsbereich und deren Messbarkeit. Wir fühlen uns auch durch ihre menschliche Größe ermutigt und selbst verpflichtet, insbesondere durch die Haltung, mit der sie Anfeindungen, Neidereien und Verleumdungen ertragen hat - um ihrer, um unser aller Sache willen.
>>> publikationen seit 1995
>>> palmströmlogik, mal wieder!
>>> plutonium im garten
Die Leukämiekommission des Landes Schleswig-Holstein
Prof. Dr. Otmar Wassermann, Vorsitzender
Kontakt: Dr. Sebastian Pflugbeil, Email: Pflugbeil.KvT@t-online.de
Pressemitteilung, Marschacht, den 14. Oktober 2002
Großflächige Verteilung von Kernbrennstoff im Umfeld der Geesthachter Atomanlagen nachgewiesen:
Bisher vertuschter Nuklearunfall wahrscheinlich Auslöser für die Häufung der Kinderleukämien in der Elbmarsch Die bei den Geesthachter Atomanlagen südöstlich von Hamburg 1990 und 1991 aufgetretene extreme Häufung kindlicher Leukämieerkrankungen steht jetzt vor ihrer Aufklärung. Auf Grund der inzwischen vorliegenden umfangreichen Untersuchungsergebnisse ist der Auslöser eine ungenehmigte Freisetzung künstlicher Radioaktivität im September 1986, die bisher von den Behörden hartnäckig bestritten wird. Das ergibt sich aus den Beratungen der Leukämiekommission des Landes Schleswig-Holstein, die am 14. Oktober 2002 in dem Elbmarschort Marschacht stattgefunden haben. Ein entsprechender Bericht unter der Herausgeberschaft der Ärztevereinigung IPPNW ist vorgelegt worden. Professor Dr. Otmar Wassermann, Vorsitzender der Leukämiekommission, erklärt: "Für mich steht fest, dass im September 1986 eine ungenehmigte Freisetzung künstlicher Radioaktivität stattgefunden hat. Die von der Gutachtergruppe der Professoren Scharmann und Brandt, Dr. Schalch, Dipl.-Ing. Gabriel und anderen (ARGE PhAM) festgestellten Transurane und Spaltprodukte im Erdboden und Dachstaub in der Umgebung der Geesthachter Anlagen stammen aus Mikro-Schwermetallkügelchen, die als sogenannter Pac-Kernbrennstoff identifiziert werden konnten. An diesem besonderen Brennstoff arbeitete die Atomforschung der 70er und 80er Jahre, die in einer sogenannten Hybridtechnik die Prinzipien der Energiefreisetzung durch Kernfusion und Kernspaltung kombinieren wollte. Ausgelöste Kernreaktionen sollten dabei weiteres Spaltmaterial erbrüten. Offenbar hat man bei Geesthacht mit diesem Material experimentiert, und dabei ist es im September 1986 zu einem Unfall, wahrscheinlich mit einem Brand und einer Verpuffung, gekommen. Man muss davon ausgehen, dass das die wesentliche Quelle einer massiven Strahlenverseuchung in der Umgebung der Atomanlagen östlich von Hamburg war."
Damit bestätigen sich jetzt auch die früheren Befunde der Bremer Physikerin Prof. Dr. Inge Schmitz-Feuerhake, die in der Umgebung Transurane nachgewiesen hatte. Auf der Sitzung der Leukämiekommissionen wurde kritisiert, dass die amtlich veranlassten Untersuchungen bisher nicht zielgerichtet und mit unzureichender Methodik durchgeführt worden sind. Eine Bestätigung der Befunde der ARGE PhAM liefern dagegen frühere behördliche Bodenuntersuchungen in der Elbmarsch, die im Zusammenhang mit dem Leukämieproblem unternommen worden waren. Bei denen war ebenfalls angereichertes Uran festgestellt worden, das nur erklärbar ist, wenn nukleartechnische Aktivitäten stattgefunden haben. Betreiber und Aufsichtsbehörden haben dagegen bisher behauptet, bei dem Ereignis habe es sich um einen Aufstau des natürlichen radioaktiven Edelgases Radon gehandelt. In dem den Leukämiekommissionen jetzt vorgelegten gutachtlichen Bericht wird jedoch gezeigt, dass diese Behauptung ohne sachliche Grundlage ist.
Bereits 1997 war die schleswig-holsteinische Leukämiekommission zu dem Schluss gekommen, dass die gehäuften Leukämieerkrankungen der Kinder in der Elbmarsch durch Strahlung ausgelöst worden sind.
>>> nuclear-free news
>>> wo erkenntnis an grenzen stößt
>>> ein drolliges mißverständnis
>>> und keiner weiß warum - leukämietod in der elbmarsch, teil 1
>>> ~ teil 2
>>> ~ teil 3
>>> das elbmarsch-leukämiecluster
Anfangs, Mitte der Sechziger, war ihre Doktorarbeit über Dosimetrie von radioaktivem Fallot ein gutes Eintritts-Ticket für die Bremer Universität, die sich selbst als kritisch verstand. Inge Schmitz-Feuerhake erhielt schon bald eine Professur für Strahlendosimetrie, Strahlenrisiko und Medizinphysik. Doch dann fand man seitens der Universitätsverwaltung - vor allem mit Blick auf Drittmittel-Beschaffung - ihre detailliert begründeten Vorbehalte zur Gewichtung nuklearer Risiken unzweckmäßig. Und weil in diesen delikaten Angelegenheiten selten mit offenem Visier gefochten wird, denunzierte man ihre Arbeiten als "nicht wissenschaftlich".
1986 brachte die Katastrophe von Tschernobyl die Beschwichtiger und Verharmloser in die Defensive. Inge Schmitz-Feuerhake und ihre Arbeitsgruppe hatten endlich - für eine gewisse Weile - selbst den beamteten Zeitgeist auf ihrer Seite. Aber die Halbwertzeiten des Vergessens und Verdrängens sind unendlich viel kürzer als die strahlender Materie.
Eine wissenschaftlicher Coup gelang Inge Schmitz-Feuerhake bei der "biologischen Dosimetrie" zum Nachweis geringster Strahlendosen : Chromosomenstörungen in weißen Blutkörperchen werden unter dem Mikroskop ausgezählt. Ihre Methode bewährte sich bei der Untersuchung zweier signifikanter Bevölkerungsgruppen: den Anliegern der ehemaligen Uran-Anreicherungsanlage in Ellweiler/Rheinland und im sogenannten Sittensen-Fall, wo es um auffällige Leukämie-Häufungen bei Kindern ging. Auch hier schlug ihr die übliche Begleitmusik entgegen, die immer dann ertönt, wenn Technologien oder Industrien kritisiert werden, die viel - vor allem Geld - zu verlieren haben. Als es darum ging, die Dauerbelastung von fliegendem Personal zu ermitteln - Untersuchungen für die Inge Schmitz-Feuerhake von der Pilotenvereinigung Cockpit vorgeschlagen wurde - gab es ministerielle Anweisungen, sie von diesen Untersuchungen auszuschließen.
Exemplarisch für ihr wissenschaftliches und menschliches Engagement ist die nun über zehnjährige Suche nach den Ursachen für die Leukämiehäufungen bei Kindern in der Umgebung der Geesthachter Atomanlagen. Ihre bohrenden Analysen haben dazu geführt, daß in Schleswig-Holstein schließlich eine Leukämie-Kommission eingesetzt wurde. Als Inge Schmitz-Feuerhake auf die Idee kam, Staub auf Dachböden zu untersuchen und dabei Spaltprodukte in Proportionen fand, die weder durch Tschernobyl noch durch Atomtests in den Sechziger Jahren zu erklären waren, wurde sie von Kollegen und den Medien lächerlich gemacht.
Ingrid Schmitz-Feuerhakes Lebenswerk ist nicht nur ihre wissenschaftliche Leistung bei der Erforschung von Langzeiteffekten im Niedrigstrahlungsbereich und deren Messbarkeit. Wir fühlen uns auch durch ihre menschliche Größe ermutigt und selbst verpflichtet, insbesondere durch die Haltung, mit der sie Anfeindungen, Neidereien und Verleumdungen ertragen hat - um ihrer, um unser aller Sache willen.
>>> publikationen seit 1995
>>> palmströmlogik, mal wieder!
>>> plutonium im garten
Die Leukämiekommission des Landes Schleswig-Holstein
Prof. Dr. Otmar Wassermann, Vorsitzender
Kontakt: Dr. Sebastian Pflugbeil, Email: Pflugbeil.KvT@t-online.de
Pressemitteilung, Marschacht, den 14. Oktober 2002
Großflächige Verteilung von Kernbrennstoff im Umfeld der Geesthachter Atomanlagen nachgewiesen:
Bisher vertuschter Nuklearunfall wahrscheinlich Auslöser für die Häufung der Kinderleukämien in der Elbmarsch Die bei den Geesthachter Atomanlagen südöstlich von Hamburg 1990 und 1991 aufgetretene extreme Häufung kindlicher Leukämieerkrankungen steht jetzt vor ihrer Aufklärung. Auf Grund der inzwischen vorliegenden umfangreichen Untersuchungsergebnisse ist der Auslöser eine ungenehmigte Freisetzung künstlicher Radioaktivität im September 1986, die bisher von den Behörden hartnäckig bestritten wird. Das ergibt sich aus den Beratungen der Leukämiekommission des Landes Schleswig-Holstein, die am 14. Oktober 2002 in dem Elbmarschort Marschacht stattgefunden haben. Ein entsprechender Bericht unter der Herausgeberschaft der Ärztevereinigung IPPNW ist vorgelegt worden. Professor Dr. Otmar Wassermann, Vorsitzender der Leukämiekommission, erklärt: "Für mich steht fest, dass im September 1986 eine ungenehmigte Freisetzung künstlicher Radioaktivität stattgefunden hat. Die von der Gutachtergruppe der Professoren Scharmann und Brandt, Dr. Schalch, Dipl.-Ing. Gabriel und anderen (ARGE PhAM) festgestellten Transurane und Spaltprodukte im Erdboden und Dachstaub in der Umgebung der Geesthachter Anlagen stammen aus Mikro-Schwermetallkügelchen, die als sogenannter Pac-Kernbrennstoff identifiziert werden konnten. An diesem besonderen Brennstoff arbeitete die Atomforschung der 70er und 80er Jahre, die in einer sogenannten Hybridtechnik die Prinzipien der Energiefreisetzung durch Kernfusion und Kernspaltung kombinieren wollte. Ausgelöste Kernreaktionen sollten dabei weiteres Spaltmaterial erbrüten. Offenbar hat man bei Geesthacht mit diesem Material experimentiert, und dabei ist es im September 1986 zu einem Unfall, wahrscheinlich mit einem Brand und einer Verpuffung, gekommen. Man muss davon ausgehen, dass das die wesentliche Quelle einer massiven Strahlenverseuchung in der Umgebung der Atomanlagen östlich von Hamburg war."
Damit bestätigen sich jetzt auch die früheren Befunde der Bremer Physikerin Prof. Dr. Inge Schmitz-Feuerhake, die in der Umgebung Transurane nachgewiesen hatte. Auf der Sitzung der Leukämiekommissionen wurde kritisiert, dass die amtlich veranlassten Untersuchungen bisher nicht zielgerichtet und mit unzureichender Methodik durchgeführt worden sind. Eine Bestätigung der Befunde der ARGE PhAM liefern dagegen frühere behördliche Bodenuntersuchungen in der Elbmarsch, die im Zusammenhang mit dem Leukämieproblem unternommen worden waren. Bei denen war ebenfalls angereichertes Uran festgestellt worden, das nur erklärbar ist, wenn nukleartechnische Aktivitäten stattgefunden haben. Betreiber und Aufsichtsbehörden haben dagegen bisher behauptet, bei dem Ereignis habe es sich um einen Aufstau des natürlichen radioaktiven Edelgases Radon gehandelt. In dem den Leukämiekommissionen jetzt vorgelegten gutachtlichen Bericht wird jedoch gezeigt, dass diese Behauptung ohne sachliche Grundlage ist.
Bereits 1997 war die schleswig-holsteinische Leukämiekommission zu dem Schluss gekommen, dass die gehäuften Leukämieerkrankungen der Kinder in der Elbmarsch durch Strahlung ausgelöst worden sind.
>>> nuclear-free news
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>>> ein drolliges mißverständnis
>>> und keiner weiß warum - leukämietod in der elbmarsch, teil 1
>>> ~ teil 2
>>> ~ teil 3
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Bell On A Rip - 2005/01/22 19:06
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