Wir zahlen nicht für eure Krise!
Aufruf von Intellektuellen, Kulturschaffenden, Künstlerinnen und Künstlern zum globalen Aktionstag gegen die Folgen der Krise des Kapitalismus am 28. März 2009
Alle wissen es doch. Es wird seit zwei, drei Jahrzehnten in der Kultur, in den Wissenschaften, in der Bildung gekürzt, die Arbeitsmöglichkeiten bei Medien, Rundfunk und Fernsehen verschlechterten sich. Stellen wurden abgeschafft, Subventionen gestrichen, Förderungen eingestellt, Theater oder Übungsräume geschlossen, Ateliers dicht gemacht, unzählige Kulturschaffende hingehalten und entmutigt. Die Einkommen sanken für viele, die Prekarisierung der Autoren, der Künstler, der Filmemacher, der Lehrer, der Kreativen nahm zu. Die Kultur wird zum aufwändigen Event, die Bildung muss teuer bezahlt werden – aber die, die arbeiten, die gestalten, schreiben, filmen, malen, lehren, bekamen davon wenig.
Aber es ist nicht das Geld allein. Die Möglichkeiten der freien Lehre verschlechtern sich. Es wächst der sanfte Zwang, das anstrengende Ringen um kritische Einsicht und Erkenntnis aufzugeben und stattdessen das Positive zu schreiben, zu zeichnen, zu denken. Der Druck zur Beschönigung steigt, die „Meinungskorridore“ der Gesellschaft werden enger. In der Meinungs- und Kulturindustrie wird kritisches Denken zunehmend schwierig. Unter dem Label des Pluralismus und der Toleranz werden Konflikte beschönigt, Differenzen nivelliert und Antagonismen geleugnet. Es bleibt nur Talk-Show.
Wofür das alles? Für eine Wettbewerbsfähigkeit, von der das Überleben Deutschlands abhängig sein soll: „Auch Du bist Deutschland“. Für ein Wirtschaftswachstum, das stetig zunehmen muss und Wohlstand für alle in Aussicht stellt, ohne das je eingelöst zu haben. Für
einen Kapitalismus, der endlich demokratisch aufgeklärt, die ökologischen Probleme im Blick, die Menschenrechte verwirklichend, die Armut auf den Kontinenten bekämpfend den alltäglichen Kompromiss erleichterte.
Noch vor kurzem schien es möglich. Kleine und größere Ersparnisse geschickt platzieren, mit dem Berater ein wenig plaudern, das Portfolio klug mischen, nach Rücksprache mit dem Steuerberater die Versicherung abschließen – und mit ein klein wenig Glück hätte man Anteil am neuen Reichtum, den die Banken, die Unternehmen, die Regierungen versprachen.
Es klappt nicht. Schon 2000, 2001 wurden viele ihrer Ersparnisse beraubt; viele, die hofften, mit Aktienkauf am Boom teilnehmen zu können, blieben verschuldet zurück. Nun die Krise der Banken, der Finanzmärkte, der so genannten Realwirtschaft. Für viele bedeutet sie den Verlust ihrer Ersparnisse, für die sie Jahrzehnte gearbeitet haben, oder die kriechende Minderung der Aktienwerte, geringe Verzinsung, schleichende Inflation. Am Ende gehen Jahre des eigenen Lebens verloren – angeeignet von Banken. Durch Betriebsschließungen und Stellenabbau werden Millionen Arbeitsplätze vernichtet. Unzählige Menschen weltweit verlieren ihre ohnehin schon dürftige Existenzgrundlage.
Die Regierungen versprechen Garantien. Doch für wen? Können wirklich Vermögensbestände gesichert werden, die ein Vielfaches des Bruttosozialprodukts ausmachen? Wer zahlt dafür, wer trägt die Kosten? Bisher ist es den Reichen und Mächtigen in der Regel gelungen, das Risiko abzuwälzen: Sozialisierung der Verluste, Privatisierung der Gewinne. Es gibt keine Transparenz. Unter dem Vorwand des Krisennotstands wird die Demokratie weiter eingeschränkt. Die Gesetze zur Sicherung der Finanzmärkte ermächtigen die Regierungen, an der Öffentlichkeit, an den Parlamenten vorbei zu handeln: Lenkungsausschuss, Leitungsausschuss, G8, G20, Aktivitäten überall: Neue Ordnung, neue Regulierung, neuer Kapitalismus.
Wir müssen zeigen, dass wir das nicht akzeptieren. Sollen wir dieselben, die das alles verursacht und mitbetrieben haben, so weitermachen lassen? Wir müssen es selbst in die Hand nehmen. Jetzt. Die Gesellschaft muss über Alternativen jenseits des Kapitalismus nachdenken und neue Perspektiven entwickeln. Wir sollten sofort damit anfangen.
Aktive Intoleranz gegenüber denen, die uns ausplündern!
>>> aufruf unterstützen!
>>> wer ruft auf?
Alle wissen es doch. Es wird seit zwei, drei Jahrzehnten in der Kultur, in den Wissenschaften, in der Bildung gekürzt, die Arbeitsmöglichkeiten bei Medien, Rundfunk und Fernsehen verschlechterten sich. Stellen wurden abgeschafft, Subventionen gestrichen, Förderungen eingestellt, Theater oder Übungsräume geschlossen, Ateliers dicht gemacht, unzählige Kulturschaffende hingehalten und entmutigt. Die Einkommen sanken für viele, die Prekarisierung der Autoren, der Künstler, der Filmemacher, der Lehrer, der Kreativen nahm zu. Die Kultur wird zum aufwändigen Event, die Bildung muss teuer bezahlt werden – aber die, die arbeiten, die gestalten, schreiben, filmen, malen, lehren, bekamen davon wenig.
Aber es ist nicht das Geld allein. Die Möglichkeiten der freien Lehre verschlechtern sich. Es wächst der sanfte Zwang, das anstrengende Ringen um kritische Einsicht und Erkenntnis aufzugeben und stattdessen das Positive zu schreiben, zu zeichnen, zu denken. Der Druck zur Beschönigung steigt, die „Meinungskorridore“ der Gesellschaft werden enger. In der Meinungs- und Kulturindustrie wird kritisches Denken zunehmend schwierig. Unter dem Label des Pluralismus und der Toleranz werden Konflikte beschönigt, Differenzen nivelliert und Antagonismen geleugnet. Es bleibt nur Talk-Show.
Wofür das alles? Für eine Wettbewerbsfähigkeit, von der das Überleben Deutschlands abhängig sein soll: „Auch Du bist Deutschland“. Für ein Wirtschaftswachstum, das stetig zunehmen muss und Wohlstand für alle in Aussicht stellt, ohne das je eingelöst zu haben. Für
einen Kapitalismus, der endlich demokratisch aufgeklärt, die ökologischen Probleme im Blick, die Menschenrechte verwirklichend, die Armut auf den Kontinenten bekämpfend den alltäglichen Kompromiss erleichterte.
Noch vor kurzem schien es möglich. Kleine und größere Ersparnisse geschickt platzieren, mit dem Berater ein wenig plaudern, das Portfolio klug mischen, nach Rücksprache mit dem Steuerberater die Versicherung abschließen – und mit ein klein wenig Glück hätte man Anteil am neuen Reichtum, den die Banken, die Unternehmen, die Regierungen versprachen.
Es klappt nicht. Schon 2000, 2001 wurden viele ihrer Ersparnisse beraubt; viele, die hofften, mit Aktienkauf am Boom teilnehmen zu können, blieben verschuldet zurück. Nun die Krise der Banken, der Finanzmärkte, der so genannten Realwirtschaft. Für viele bedeutet sie den Verlust ihrer Ersparnisse, für die sie Jahrzehnte gearbeitet haben, oder die kriechende Minderung der Aktienwerte, geringe Verzinsung, schleichende Inflation. Am Ende gehen Jahre des eigenen Lebens verloren – angeeignet von Banken. Durch Betriebsschließungen und Stellenabbau werden Millionen Arbeitsplätze vernichtet. Unzählige Menschen weltweit verlieren ihre ohnehin schon dürftige Existenzgrundlage.
Die Regierungen versprechen Garantien. Doch für wen? Können wirklich Vermögensbestände gesichert werden, die ein Vielfaches des Bruttosozialprodukts ausmachen? Wer zahlt dafür, wer trägt die Kosten? Bisher ist es den Reichen und Mächtigen in der Regel gelungen, das Risiko abzuwälzen: Sozialisierung der Verluste, Privatisierung der Gewinne. Es gibt keine Transparenz. Unter dem Vorwand des Krisennotstands wird die Demokratie weiter eingeschränkt. Die Gesetze zur Sicherung der Finanzmärkte ermächtigen die Regierungen, an der Öffentlichkeit, an den Parlamenten vorbei zu handeln: Lenkungsausschuss, Leitungsausschuss, G8, G20, Aktivitäten überall: Neue Ordnung, neue Regulierung, neuer Kapitalismus.
Wir müssen zeigen, dass wir das nicht akzeptieren. Sollen wir dieselben, die das alles verursacht und mitbetrieben haben, so weitermachen lassen? Wir müssen es selbst in die Hand nehmen. Jetzt. Die Gesellschaft muss über Alternativen jenseits des Kapitalismus nachdenken und neue Perspektiven entwickeln. Wir sollten sofort damit anfangen.
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Bell On A Rip - 2009/03/13 17:46
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