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mich ängstigt sehr die vorstellung, daß einmal umstände eintreten könnten, die mich in meiner mühsam erkämpften autonomie beeinträchtigen oder meine mich ernährende einsamkeit stören. eine verzehrende oder fesselnde krankheit etwa, die aber nicht das schlimmste wäre, sondern daß ich dann für die bewältigung des alltags eine person benötigte, die vom aufwachen bis zum einschlafen und sogar noch während des schlafens um mich herumschleicht und nicht einsieht, daß ich unter guter pflege in erster linie verstehe, in ruhe gelassen und nicht mit schrillem "good morning, lovely day" plus "so, heute müssen wir die bettwäsche wechseln" bekleckert zu werden. damit fängt der nicht enden wollende redeschwall innigster belanglosigkeit an und hört nicht etwa auf. die meisten meinen ja immer, einen unterhalten zu müssen. ich stelle mir gerade vor, meine arme seien gelähmt und ich könnte mir die ohren nicht zuhalten. wahrscheinlich müßte ich eine taubstumme lesbische pflegerin einstellen, die verheiratet ist und mindestens einige liebhaberinnen hat, aber so viele pflegerinnen exakt dieser spezies mensch springen auf europas gassen nicht gerade herum.
ich weiß es noch, vor vielen jahren, ich war noch student, als ich spät abends heimkehrte, zuvor keine zeit mehr fand, noch einzukaufen, und mir ging es bereits schlecht. nachts wachte ich mit 40 grad fieber auf: eine virusgrippe. mit letzter kraft bestellte ich meine damalige hausärztin ein, die mich ins krankenhaus einweisen wollte, weil ich mich nicht selbst versorgen konnte. das wollte ich nicht, woraufhin sie einen pflegedienst für mich anrief. drei mal täglich kam nun eine pflegerin vorbei. ich hatte entsetzliche kopfschmerzen, hustete mir die lunge aus dem leib, konnte kaum zwischen fieberträumen und realität unterscheiden, und was tat sie während ihrer pflegerischen verrichtungen? sie redete und redete und redete und redete und redete, und "an ihrem kopfkissenbezug ist ja ein knopf lose, den werde ich gleich mal befestigen". dann hätte sie es doch einfach tun sollen & die welt sich sofort weitergedreht! aber nein, sie mußte erst mal das raumklima mit schrillstimmtum verpesten. das rauschen der niagarafälle ein einschlafliedchen dagegen. normalerweise hätte ich angedroht, ihr pro gesprochenem wort einen euro vom honorar abzuziehen, dann hätte sie mir ne menge geld mitbringen müssen, aber die grippe erlaubte mir solche wehrhaftigkeit des augenblicks nicht.
seit diesem erlebnis habe ich auch eine heidenangst vor dem höheren alter, das ich schon riechen kann. ich hoffe, vor meinem eintritt ins pflegeheim längst gestorben zu sein. denn da springt gleich eine ganze meute pflegepersonal herum, bewaffnet mit schnabeltassen voller haferschleim. wie stechbereite wespen würden ich sie damit sich mir nähern sehen, doch dabei beließen sie es nicht. nein, sie würden, als sei ich ein blinder, auch noch summen: "r*d*, ich bringe ihnen ihre schnabeltasse haferschleim,
BEVOR ICH SIE ZUM SITZTANZ SCHIEBE."
31.07.2006 01:34
ich weiß es noch, vor vielen jahren, ich war noch student, als ich spät abends heimkehrte, zuvor keine zeit mehr fand, noch einzukaufen, und mir ging es bereits schlecht. nachts wachte ich mit 40 grad fieber auf: eine virusgrippe. mit letzter kraft bestellte ich meine damalige hausärztin ein, die mich ins krankenhaus einweisen wollte, weil ich mich nicht selbst versorgen konnte. das wollte ich nicht, woraufhin sie einen pflegedienst für mich anrief. drei mal täglich kam nun eine pflegerin vorbei. ich hatte entsetzliche kopfschmerzen, hustete mir die lunge aus dem leib, konnte kaum zwischen fieberträumen und realität unterscheiden, und was tat sie während ihrer pflegerischen verrichtungen? sie redete und redete und redete und redete und redete, und "an ihrem kopfkissenbezug ist ja ein knopf lose, den werde ich gleich mal befestigen". dann hätte sie es doch einfach tun sollen & die welt sich sofort weitergedreht! aber nein, sie mußte erst mal das raumklima mit schrillstimmtum verpesten. das rauschen der niagarafälle ein einschlafliedchen dagegen. normalerweise hätte ich angedroht, ihr pro gesprochenem wort einen euro vom honorar abzuziehen, dann hätte sie mir ne menge geld mitbringen müssen, aber die grippe erlaubte mir solche wehrhaftigkeit des augenblicks nicht.
seit diesem erlebnis habe ich auch eine heidenangst vor dem höheren alter, das ich schon riechen kann. ich hoffe, vor meinem eintritt ins pflegeheim längst gestorben zu sein. denn da springt gleich eine ganze meute pflegepersonal herum, bewaffnet mit schnabeltassen voller haferschleim. wie stechbereite wespen würden ich sie damit sich mir nähern sehen, doch dabei beließen sie es nicht. nein, sie würden, als sei ich ein blinder, auch noch summen: "r*d*, ich bringe ihnen ihre schnabeltasse haferschleim,
BEVOR ICH SIE ZUM SITZTANZ SCHIEBE."
31.07.2006 01:34
Bell On A Rip - 2006/07/31 01:34
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