Marguerite Duras, eigentlich Marguerite Donnadieu, wurde in Giadinh (Vietnam) am 4.4.1914 im Zeichen des Widders geboren. Sie studierte Jura, Staatswissenschaften und Mathematik. Im Zweiten Weltkrieg war sie Mitglied der Resistance, ihr Ehemann Robert Antelme, wurde in ein deutsches Konzentrationslager deportiert. Nach dem Krieg arbeitete sie als Journalistin. Die Schriftstellerin und Regisseurin gilt als eine der Hauptvertreterinnen des Nouveau Roman ("Moderato Cantabile", 1958). Marguerite Duras schrieb zahlreiche Dramen und Drehbücher ("Hiroshima mon Amour", 1959) und führte Regie u. a. in den Filmen "Zerstören, sagt sie" (1969) und "Indiasong" (1975). Weitere Romane: Der Liebhaber (1984), Emily L. (1987).
Marguerite Duras starb am 3.3.1996 in Paris.
Marguerite Duras gilt als eine der wichtigsten französischen Autorinnen des 20. Jahrhunderts. Eines der zentralen Themen ihrer Arbeit ist die Sackgasse der Liebe, die Bedeutung der fatalen Begegnung zweier Menschen.
Marguerite Duras, von manchen als größte französische Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts bezeichnet, litt zu Beginn der 80er Jahre unter einer massiven Schreibblockade, die sich löst, als sie auf den jungen Studenten Yann Andréa trifft. Der Philosophiestudent Yann Andréa ist 30 Jahre jünger als Marguerite Duras und ein großer Bewunderer ihrer Texte, die eine magische Sogwirkung auf ihn ausüben, ihn in ihren Bann ziehen. Zum ersten Mal liest er mit Anfang zwanzig einen Roman der Duras und verliebt sich dabei unsterblich in ihr Wort. Nach dieser ihn verzaubernden Lektüre gibt Yann Andréa alles auf. Kant, Hegel, Spinoza, Stendhal, Marcuse. Er liest fortan nur noch Bücher der Duras. Alles Lesbare, was er von ihr finden kann.
Zukünftig schreibt er der angebeteten Schriftstellerin täglich Briefe. Briefe, auf die er keine Antwort bekommt. Fünf obsessive Jahre lang. Als er endlich aufgibt, meldet sie sich bei ihm und lädt ihn zu sich ein. Der Philosophiestudent sucht Marguerite Duras in der Normandie auf, wo sie einsam und allein lebt, dem Alkohol verfallen und in ihrem Schaffen blockiert.
Mitten im Sommer steht der junge, schüchterne Student im dunklen Flanellanzug vor der über 60-jährigen Schriftstellerin. Sie weist ihn zurecht, weil er nicht die Klingel benutzt hat, macht ironische Bemerkungen über seinen Anzug.
Was nun folgt, ist die unmögliche Geschichte einer utopischen Liebe. Alles spricht dagegen, wirklich alles, aber es hilft nichts. Yann Andréa zieht bei Marguerite Duras ein. Er wird für sie Muse, Sekretär, Geliebter und Pfleger. Anschließend leben die beiden ein ewiges Spiel, in dem es um intensive Nähe und Distanz geht, da die Duras die plötzliche Nähe und Intensität nicht ertragen kann. So setzt sie ihren jungen Liebhaber nach besonders tiefen Momenten vor die Tür, um ihn bald danach wieder bei sich aufzunehmen.
Das Wesentliche an dieser Lebensgeschichte: Yann Andréa hilft Marguerite Duras, die hartnäckige Schreibblockade, gegen die sie seit Jahren kämpft, zu überwinden. Obwohl die Schriftstellerin von Krisen, Ambivalenzen, Zweifeln und schmerzlichen Rückfällen in die Alkoholabhängigkeit heimgesucht wird, inspiriert sie ihr junger Geliebter dennoch zu einem ihrer größten Erfolge, „Der Liebhaber“. Obwohl sie immer geglaubt hat, dass die absolute Einsamkeit notwendig sei für den kreativen Prozess des Schreibens, sieht sie nun, dass es nicht unbedingt so sein muss.
Yann Andréa und Marguerite Duras werden 16 Jahre nach ihrer ersten Begegnung durch den Tod der Schriftstellerin im März 1996 getrennt.
Der Fruhling beginnt
mit der Ueberwindung des Winters.
Der Feigenbaum in Nachbars Garten gruent
so gruen wie noch nie.
Aus den bergigen Felsen wachsen leuchtendgelbe
Margeriten, sie strecken ihre langen Haelse hin
zum sich ewig drehenden Sonnenrad des
eternen Sonnengottes.
Siehst Du, wie er auf seinem gueldnen Wagen
seine Rundem im tiefen Azur des attischen
Himmels zieht?
Und sieh nur den blutroten Mohn,
wie er tausendfach seinen elixirischen Lebenssaft verstroemet.
Und des Nachts betoeren Nachtblumen den einsamen
Wanderer mit ihrem verfuehrenden Duft auf immer
neuen, zauberhaften Irrwegen...
(Es war das letzte Gedicht, das Jasmin in ihrem Literatursalon schrieb.
Sie hatte ihn eben erst wieder eröffnet.)
Liebe Grüße von Bernd
vielen herzlichen dank an bernd, der so lieb war, es mir zu übermitteln.
jasmin schrieb "frühling" am 4. mai 2006.
Es ist 20.18 Uhr heiligabend und ich
sitze hier allein und schreibe dir. Ich glaube, es ist das allererste
weihnachtsfest, das ich allein verbringe, aber es macht mir nichts aus.
das erinnert mich an die jahre, in denen ich in meiner ersten eigenen
wohnung lebte, mitten in einer fußgängerzone! den kontrast zwischen
alltagsgeschäftigkeit und heiligabendstille konnte ich hier besonders
deutlich wahrnehmen. manchmal ließ ich mir heiligabendliche
spaziergänge durch die fußgängerzone nicht nehmen. ich muß zugeben, ich
war schon auch neugierig auf das gefühl, noch alleiner zu sein als bei
spaziergängen gewöhnlicher später abende. ich sah überall licht in den
wohnzimmern, konnte teilweise sogar in sie hineinsehen; ich war also
nicht allein in meiner stadt, aber ausgeschlossen von dem den familien
vorbehaltenen treiben, was dieses gefühl der einsamkeit verstärkte. es
"zwang" mich gewissermaßen, noch näher an mich selbst heranzurücken,
näher bei mir selbst zu sein. das wiederum löste nun nicht mein gefühl
des alleinseins auf, nicht mal anflüge von traurigkeit, die ich damals
sicher auch spürte, aber ich fühlte eine art wärme und daß ich sie mir
selbst geben konnte.
lange ist das her, 20 jahre. ich bin schon sehr früh dem haus meiner
eltern entflogen. ;-) wahrscheinlich habe ich an solchen abenden den
grundstein dafür gelegt, daß ich mit phasen des alleinsein sehr gut
umgehen kann. wenn es denn schon sein mußte, denn noch schöner ist es,
die wärmende stille eines solchen alleinseins mit jemandem zu teilen.
:-)
Die Dinge sind, wie sie sind
und man kann sie nicht aendern.
schon, aber ich spüre deutlich aus Deinen worten, wie sie Dich belasten. aber Du findest worte in einer solchen situation, wie ich lesen durfte, und ich hoffe und wünsche mir für Dich, daß das ein stück befreiung bedeutet. wie geht es Deinem vater mittlerweile? ich weiß gar nicht, wohnt er in Deiner nähe, so daß Du ihn sehen kannst? seit den feiertagen sind mittlerweile ein paar tage vergangen; wie geht es Dir heute damit, daß Dein freund nicht mehr da ist?
als ich Deine boardy-nachricht erhielt, lief gerade der fernseher im hintergrund. arte sendete "brot und tulpen", eine italienische komödie. nun mag ich zwar den italienischen und französischen film sehr gern, komödien im allgemeinen aber nicht besonders.
Ich mag alte franzoesische und italienische filme sehr. Komoedien mag ich auch, aber nur sehr, sehr wenige. Humor, zumal fremder, ist keine leichte Sache. Ich mag mehr diesen realistischen, bitteren Humor, Ironie, ja, auch Zynismus, wenn er nicht gar zu arg ist. Auf jeden fall Situationskomik, die nah am realen leben ist.
ich sehe es ziemlich genau so! und füge etwas hinzu, was vielleicht fast banal klingt: ich weiß gar nicht, ob es übermäßig stimmt, aber ich habe den eindruck, daß vor allem einige französische regisseure darauf verzichten, ihre filme mit oft überflüssigen effekten wie hintergrundmusik u. ä. zu überfrachten. nicht nur, aber auch dadurch bekommen die zuschauerInnen mehr raum zum nachdenken. (jetzt hätte ich innerlich unruhiger mensch fast schon wieder das wort ruhe verwendet, indem ich ruheraum geschrieben hätte.)
raum, auch für assoziationen ist mir wichtig, glaube ich, im ggs. zum
amerikanischen film erlebe ich viele französische nach dem ansehen
nicht als zu ende gesehen. ich kann fort- oder umschreiben, und zwar
nicht abhängig von der kreativität, mit der ich vielleicht etwas neues
entstehen lassen wollte, sondern von der stimmung, in der ich mich
gerade befinde. es bleibt für mich etwas offen, das ich füllen darf.
als beispiel fällt mir ausgerechnet kubrik vs. schnitzler ein, also
"eyes wide shut" vs. "traumnovelle", um genau zu sein. ja, ausgerechnet
dem us-regisseur, den ich noch am meisten schätze, mißlingt die
filmische umsetzung ein wenig, indem er "lösungen" hinzufügt, wo
schnitzler uns mit einzig möglichen "geheimnissen" entläßt. ich habe
kürzlich einen artikel gelesen, der begründet, warum die traumnovelle
gelesen habenden beim hinausgehen aus dem kino eine kleine träne der
enttäuschung im auge haben.
Ich habe eben die Kritik aus der taz gelesen. Sie hat mir sehr gefallen, ja, die taz-Kritiken sind in der Regel sehr lesenswert und diese hier von Jutta prasse insbesondere. Saetze wie dieser hier :
Wenn so viel faellt,muss eine hoehere Macht des Zufallsim Spiel sein, eine Macht, die Rosabella wohl unbewusst schon lange herbeigesehnt hat. Erst aus Trotz, Dann wie traumwandlerisch ergreift sie nun, was ihr zufaellt...
Sind einfach genial.
ich ahnte es! :-)
Der Film scheint mir auch sehenswert zu sein. Die protagonistin erinnert mich ein klein wenig an mich selbst. Vom alter, von der ueppigkeit und von der schusseligkeit her. Mir fallen auch oft Sachen aus der Hand. Und ich sehne mich auch nach befreiuung. Na ja, nicht wirklich.
oh ja, ich kenne schusseligkeit in den dingen, die der normale alltag so mit sich bringt. aber ich bemühe mich mittlerweile redlich, z. bsp. den müll runterzutragen, bevor er abtransportiert wird von der müllabfuhr und hoffe, meine alltagstauglichkeit steigern zu können ;-)
sollte der üppigkeitsvergleich tatsächlich stimmen, den ich nicht so
ganz glauben kann, so könntest Du mir davon etwas abgeben! :-) ich bin
immer noch eher zu schlank, und das nervt mich manchmal. und hat auch etwas mit meiner schusseligkeit zu tun hat, denn es kommt vor, daß ich, vor allem, wenn ich denke und arbeite, schlicht vergesse, etwas zu
essen. nicht, daß es ein großes problem wäre, aber als ein für mich
nachdenkenswertes stellte es sich doch heraus.
und so habe ich herausgefunden, daß dieses "vergessen" in wahrheit
etwas mit meiner beziehung zu d. zu tun hatte. (und diese wiederum
mit einer art der beziehungsgestaltung, die bei mir sicher früh
angelegt wurde. da "arbeite" ich gerade analytisch dran.) oder
allgemeiner, mit abhängigkeit, denn d. erzielte eine zeitlang das
regelmäßige, verläßliche einkommen für uns beide, und ich das
unregelmäßigere. sie sorgte für das unverzichtbare brot und margarine,
ich für butter statt margarine und die verzichtbare (?) erdbeermarmelade, auch so kann man es sagen. sie ließ mich das auch durchaus spüren, obwohl die situation in jeder hinsicht ihrem wunsch entsprach. offenbar fühlte irgendwas in mir nun darin abhängigkeit, ich "aß" von "ihrem" unverzichtbaren und sah unbewußt wohl ein stück befreiung darin, indem ich "vergaß", zu essen.
vorbei nun mit d.; heute denke ich manchmal, mein gott, was für probleme, was für petitessen waren das. aber das unbewußte scheint nicht in größenordnungen zu "denken". ;-)
etwas gutes hatte es trotzdem: ich möchte Dich nämlich auf eine buchveröffentlichung von jutta prasse aufmerksam machen; ich könnte mir gut vorstellen, daß sie Dich interessiert. dazu entführe ich Dich jetzt auf die seite der berliner lacanianer:
Vielen Dank, R., fuer diesen hinweis! Die Arbeit von Jutta prasse interessiert, bewegt und motiviert mich aus verschiedenen gruenden. Zum einen, weil mich Psychoanalyse schon seit langem sehr interessiert (ich weiss nicht, ob du das wusstest)
ich habe in erinnerung, daß Du mehrmals freud aus dem stehgreif zitiert und mit ihm argumentiert hast und weiß natürlich von Deinem studium. jutta prasse, die ich noch gar nicht so lange kenne, faszinierte mich von beginn an; sie führte mich auch zu jacques lacan, und meine neuerliche beschäftigung mit ihm scheint eine größere und vor allem wohltuende bedeutung für mich zu haben. ich schreib morgen dazu noch etwas bzw. diese mail zu ende. ich sehe gerade auf die uhr und stelle fest, die zeit etwas vergessen zu haben. :-)
liebe jasmin, ich wünsche Dir noch eine angenehme restnacht und einen
schönen tag! bis morgen.
... oder jemand, den ich mag, könnte sterben. davor hab ich entsetzliche angst, seit im mai meine langjährige freundin starb. sie lebte nicht in deutschland, wir hatten daher zumeist fernmündlich oder schriftlich kontakt. ich erfuhr erst eine woche später durch ihre familie von den schmerzlichen umständen. das ist immer noch alles ganz furchtbar & ich mache gerade die erfahrung, daß es nicht stimmt, daß die zeit alle wunden heilt ...